Locus typicus
'Gebirge bei Genf' (= Savoyer Alpen ?). Der Typenfundort ist unklar und könnte sich ev. auch auf die nahen Juraberge beziehen.
Erstbeschreib
Zur Errichtung der Sammlung europäischer Schmetterlinge - Pl.81, f.407.
Typenverbleib
Ungarisches Naturhistorisches Museum, Budapest.
Taxonomie
ssp. bryoniae (HÃœBNER, 1805): Zentral- und Nordalpen.
ssp. wolfsbergeri EITSCHBERGER, 1984: Südwest-Alpen. LT=Italien, Piemont: Termi de Valdieri, San Giovanni.
ssp. lorkovici EITSCHBERGER, 1984: SW-Dolomiten, Kärntner- bis Slowenische Alpen. LT=Juliske Alpe, Vrsic-Sleme, 1600-1900m
ssp. debrosi EITSCHBERGER, 1986: französischer und Westschweizer Jura. LT=Lajoux im Waadtländer Jura.
ssp. flavescens MÜLLER, 1933: nordöstlicher Alpenrand. LT=Mödling bei Wien.
ssp. marani MOUCHA, 1956: Westkarpathen: Ostslowakei, Ungarn (Bükk). LT=Ostslowakie, Zadiel-Tal.
ssp. vihorlatensis MOUCHA, 1956: Vihorlat-Gebirge.
ssp. carpathensis MOUCHA, 1956: Ostkarpathen. LT=Ostkarpathen: Osa (Osa = Name eines Bachs, seit 1945 der Ukraine zugehörig [Info J.HENSLE, 2008]).
ssp? turcica EITSCHBERGER & HESSELBARTH, 1977: NW-Türkei. LT=TR Cankiri, Ilgaz Dagh.
ssp? goergneri EITSCHBERGER, 1986: SE-Türkei.
ssp? caucasica LORKOVIC, 1970: Kaukasus.
ssp? bryonides SHELJUZHKO, 1910: Turkestan: Ala Tau, Irkutsk.
ssp? sifanica GRUM-GRSHIMAILO, 1895: China: Tibet (Xizang Zizhiqu). LT=Amdo
ssp? vitimensis VERITY, 1911: Irkutsk.
ssp? kamtschadalis RÖBER, 1907: Halbinsel Kamtschaka.
Die Pieris bryoniae ist eine junge, der Pieris napi sehr nahe stehende Art. Sie entwickelte sich vermutlich durch Isolation während der Würm-Eiszeit [Überlegungen sensu Jürgen HENSLE in litt.]. P.bryoniae lässt sich mit P. napi kreuzen, woraus sich Hybridfalter entwickeln. Letztlich kann die Frage der taxonomischen Zugehörigkeit der asiatischen Taxa, die der P. bryoniae nahe stehen, nur mittels Kreuzungsexperimenten (mit P. napi, P. bryoniae und P. pseudorapae) geklärt werden.
Artmerkmal
Die Weibchen sind aufgrund der gelblichen, grauen oder braunen Grundfarbe, sowie der verstärkten Aderzeichnung der Flügel-Oberseite problemlos von Pieris napi zu unterscheiden. Die Männchen sind in vielen Fällen nicht sicher unterscheidbar. Viele bryoniae-Männchen der 1. Gen. lassen sich jedoch durch den stark aufgelösten Vorderflügel-Apikalfleck von Pieris napi-Männchen unterscheiden. Dieser besteht bei diesen oftmals nur noch aus der dunklen, zu Dreiecken ausgedehnten Zeichnung der Aderenden. Besonders stark gezeichnete Falter haben entlang des gesamten Vorderflügel-Aussenrandes eine dünne grauschwarze Linie. Auch die Aderenden der Hinterflügel-Oberseite können mit schwarzen Dreiecken markiert sein. Bei P. napi ist der Vorderflügel-Apex meist deutlich ausgedehnter grauschwarz gefärbt, dafür sind die Aderenddreiecke nur schwach ausgebildet oder fehlen. Skandinavische napi der ssp. lappona und adalwinda (siehe auch J.HENSLE (2001) in Atalanta 32) sehen jedoch genauso aus wie Pieris bryoniae-Männchen! Andere Merkmale, wie die Intensität der Basalbestäubung oder die Ausbildung des Diskoidalflecks unterliegen starken regionalen und individuellen Schwankungen, sind somit sehr unsicher. Im südlichen Mitteleuropa (nördlich bis etwa zum Main) treten auch oft Hybriden zwischen P. napi und P. bryoniae auf. Deren Männchen sind noch schwieriger anzusprechen. Die Weibchen sind in erster Linie am mehr oder weniger deutlich ausgebildeten Bryostrich zu erkennen. In mitteleuropäischen Feuchtgebieten treten jedoch auch 'echte' P. napi napi-Weibchen mit Bryostrich auf. Pieris bryoniae-Männchen der 2. und 3. Generation lassen sich kaum mehr von P. napi-Männchen unterscheiden. Vielerorts sind dies auch keine reinen P. bryoniae mehr, sondern Hybriden mit P. napi (nach J.HENSLE).