

Das Überqueren der Himalaya-Kette ist unglaublich imposant.
Wir wohnen vier Wochen lang in Saboo, einem vornehmen Dorf östlich von Leh. Der Talgrund ist dank Bewässerung landwirtschaftlich genutzt. Das Dorf besteht aus einzelnen, weit auseinander liegenden Lehmhäusern und ist von unzähligen Bächlein durchzogen. Das Kloster ist sehenswert.
Die erste Woche des Aufenthalts soll der Höhenakklimatisation dienen. Wir unternehmen nur Exkursionen in die Umgebung. Der Frühling 2006 war im Ladakh lang und kalt, in den höheren Lagen, wo Colias und Parnassius fliegen sollten, liegt noch Schnee. Der Besuch dieser Lagen ist deshalb erst für die zweite Julihälfte vorgesehen.
Rahul, unser Gastgeber und Reiseführer, zeigt uns Leh, das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Ladakh. Im Tempel von Leh gewinne ich zufälligerweise eine neue Erkenntnis in der Handhabung des Fotoapparats, der für die ganze zukünftige Reise entscheidend ist und die Qualität der Makroaufnahmen verbessert: Es ist ein Tempel der Erleuchtung! Besichtigung des Schlosshügels über Leh. Schmetterlinge sehen wir bei enormer Hitze so gut wie keine.
Das Saboo Valley ist ein zweiter Besuch wert, umso mehr, als uns die Hitze in die Höhe drängt: Mit einem Taxi fahren wir bis zum Ende der befahrbaren Strasse, wo uns gleich die erste Überraschung erwartet: Einige frisch geschlüpfte Papilio ladakensis sitzen auf dem Weg und saugen an einer feuchten Stelle. Bereits etwas an die Höhe gewöhnt, wandern wir das Tal aufwärts bis 4100m. Unterwegs fallen die vielen Lycaeniden auf, die an feuchten Stellen teilweise in Schwärmen auftreten, ähnlich wie wir dies aus den Alpen kennen.
Der erste mehrtägige Trekk führt uns in das Sham-Gebirge 50 km westlich von Leh. Die Strecke von Likir nach Ang gehen wir zu Fuss, für unser Gepäck und Essen sorgen professionelle Einheimische. Diese fahren mit einem Geländewagen eine andere Strecke zum jeweiligen Tagesziel, wo sie unsere Zelte aufstellen und für uns kochen. 
Der erste Pass der anstrengenden ersten Tagesetappe ist erreicht, der Phobe-La. Abgesehen vom ersten Parnassius charltonius gibt es so gut wie keine Schmetterlinge zu sehen. Immerhin: Landschaftlich ist die Tour reizvoll und ein Beitrag für die für die körperliche Kondition.
Der zweite Pass der ersten Tagestour ist erreicht. Abgesehen vom ersten Parnassius charltonius gibt es so gut wie keine Schmetterlinge zu sehen. Immerhin: Landschaftlich ist die Tour reizvoll und für die körperlichen Kondition wertvoll.
Yang-Tang, das Ziel der ersten Etappe, liegt in einem schönen Flusstal mit Zeltplatz.
Auf dem Tsermang-Chen-La, dem Pass zwischen Yang-Tang und Hemis, finden wir erstmals Parnassius charltonius in Anzahl. Ein Weibchen nehmen wir mit, um eine Eiablage zu erzielen. Diese gelang leider trotz relativ guter Ablagebedingungen nicht. Auch bei andern Arten mussten wir erkennen, dass das Züchten von Faltern unterwegs fast unmöglich ist. Zu Fuss während Tagen unterwegs im Hochgebirge, mit steten Höhen- und Temperaturwechseln, während man gleichzeitig an die Leistungs- grenzen stösst, setzt solchen Wünschen engere Grenzen als die Idealbedingungen zu Hause mit entsprechender Infrastruktur.
Hemis, der zweite Übernachtungsort auf dem Trekk.
Der Abschnitt von Hemis nach Ang führt wiederum durch wüstenähnliches Gebiet ohne Schmetterlinge. Erst kurz vor Ang (Bild) fliegen am Berghang einige wenige Parnassius charltonius sowie wenige andere Tagfalter.
Am Morgen packen wir unsere Zelte in Ang zusammen und brechen auf zum Fotu-La.
Auf zum Fotu-La, einem ersehnten Traumziel, das wir schon 1995 besucht haben. Gegen Mittag erreichen wir nach einer Fahrt über imposanten Schluchten vorbei den Pass und finden einige interessante Bläulinge, die erwarteten Parnassius- und Colias-Arten fehlen.
Am Nachmittag ziehen Gewitterwolken auf, die Temperatur sinkt markant und es beginnt zu regnen, die einwöchige Schönwetterperiode der Tage zuvor ist beendet. Wir fahren nach Lamayuru, wo wir in einem Hotel übernachten.
Das Thermometer ist markant gefallen und es regnet. Der Blick zum Himmel - grau in grau - lässt uns nicht an Schmetterlinge denken, statt dessen nutzen wir den besonderen Ort zu einer ausführlichen und eindrücklichen Klosterbesichtigung.
Ein Regentag, den wir zu einem Aufenthalt in Leh benutzen.
Es regnet weiter, das Thermometer ist gegenüber der vorangegangenen Woche um 20 Grad gesunken. Der Regentag wird in Saboo zur Bildbearbeitung der unzähligen Fotos sinnvoll genutzt, der guten Stimmung in der Gruppe kann das Wetter nichts anhaben. Gemäss Wetterdienst im Internet sind die Wetterprognosen für morgen gut.
Ein sonniger Tag, den wir zu einem gemütlichen Ausflug zu den Kiesflächen des Indus nutzen. Die Idee ist ein Volltreffer: Wider Erwarten finden wir die seltene Plebeius samudra in Anzahl. Wie halt so oft im Ladakh: Das Artenspektrum und die Individuendichte sind gering, so gesehen ist der Nachweis einer einzigen guten Art an einem Tag bereits ein schöner Erfolg. In den weiten Beständen von Sanddorn halten wir erfolglos Ausschau nach Raupen des Sanddornschwärmers.
Der Stok-Trekk beginnt am Indus, führt stundenlang dem Indus entlang durch Wüste und zweigt dann nach Süden in ein sanft ansteigendes Seitental, wo wir nach 7 Stunden Fussmarsch das erste Tagesziel, Jing-Chang, erreichen. Das gesamte Gepäck, Zelte und Lebensmittel für einige Tage, wird von Pferden getragen. Im Nachhinein gesehen hätten wir uns diesen langen Fussmarsch sparen können: Bis Jing-Chang wäre die nicht asphaltierte Strasse mit Geländewagen befahrbar.
Die Strecke von Jing-Chang zum Camp 2 führt an einem der schönsten Bergdörfer des Ladakhs (Rumbak) vorbei, in dem die Bewohner ohne Strom und ohne Strasse selbstversorgend auf fast 4000m ganzjährig leben.
Das Camp 2, zwischen Rumbak und dem Stok-Pass eingerichtet, liegt mitten in einer schmetterlingsreichen Gegend. Eine Wohltat nach der fast schmetterlingslosen Zeit der vergangenen Tage.
Der Stok-La, mit 4899m 1600 Höhenmeter über dem Startpunkt des Trekks, verlangt in seiner letzten Steigung vor dem Pass die allerletzten Kräfte ab: Der Aufstieg ist sehr steil und in der Höhe von fast 5000 Metern extrem anstrengend. Die Mühe wird belohnt, einerseits mit einem wunderschönen Panorama, anderseits mit attraktiven Schmetterlingen. Das Gestein des Stok-La ist auffallend rot, vermutlich erzhaltig.
Vom Stok-La wandern wir hinunter ins Tal von Stok, vorbei an imposanten Felsformationen, zum dritten Camp.
Die letzte Tagestour vom Camp 3 bis zur Ortschaft Stok ist relativ kurz und führt zuerst durch eine Schlucht, dann entlang einem breiten Hochtal. 
Nach dem eindrücklichen, aber auch anstrengenden Stok-Trekk, gönnen wir un einen Ruhetag in Saboo.
21. Juli, der Tag, ab dem einheimische Kenner mit dem Flugbeginn der Hochgebirgsapollos rechnen, auf zum höchsten Pass der Welt, dem Khartung-La. Frühmorgens fahren wir los und erreichen rechtzeitig die Passhöhe, aber einmal mehr sind uns die Wetterkobolde ungnädig: Kaum haben wir den Pass erreicht, beginnt sich die Wolkendecke unerbittlich zu schliessen, dazu kommt ein kräftiger Westwind. Ein Verkehrsunfall blockiert zudem die Passstrasse vor der Passhöhe. Auf dem Rückweg zu Fuss finden wir doch noch einige wenige Parnassius epaphus und Colias eogene.
Es ist zum Mäusemelken: Heute ist wieder schönstes Wetter. Die Möglichkeit, heute wieder zum Khartung-La aufzubrechen, haben wir nicht: Das Befahren der strategisch wichtigen Gegend ist bewilligungspflichtig, und unsere Bewilligung lautete für den 21.7.06. Das Ausstellen einer neuen Bewilligung (in Leh) würde Tage dauern. Das Sammeln und Fotografieren in der Umgebung von Saboo bringt zwar keine neuen Arten, aber trotzdem schöne Eindrücke.
Schon bricht die letzte Ferienwoche an, und wir haben noch keine der begehrten Hochgebirgsarten gefunden. Unsere ganze Hoffnung richtet sich auf den Taglang-La, eine entomologisch bekannte und vielversprechende Gegend. Der einzige Unsicherheitsfaktor ist das Wetter: Ab Mitte Juli kann der Monsun von Süden her nach Norden drücken.
Die Wetterverhältnisse sind instabil, alles ist möglich: Also fahren wir los zur Passhöhe, und tatsächlich zeigen sich unterwegs mehr und mehr blaue Stellen im grauen Himmel. Am Strassenrand erblicken wir im Vorbeifahren den ersten Parnassius charltonius. Der Tag beginnt viel versprechend! Auf der Passhöhe angelangt, geht es rasch zu Fuss weiter zu den Stellen, wo wir Parnassius-Arten erwarten: Etwa eine Stunde lang scheint die Sonne, unsere Mühe wird belohnt! 
Am Morgen nach dem Aufwachen: Dieselbe meteorologische Lotterie. Wer nichts wagt, gewinnt nichts, also wieder hoch zum Pass! In einer Höhe von 5200m lassen wir uns absetzen, drei der Gruppe fahren weiter zum Salzsee nördlich des Taglang-La. Das Wetter ist durchzogen, das heisst, es könnte besser sein. Die grauen Wolken hängen tief, doch immer wieder blinzelt die Sonne kurz durch, lange genug, dass sich einige Parnassier blicken lassen. Auf dem Rückweg vom Pass zum Basislager finde ich erstmals eine Stelle, wo reichlich Colias ladakensis fliegen.
Die interessante Umgebung des Taglang-La hat noch anderes zu bieten als Hochgebirgs-Apollos, immerhin vermissen wir noch Colias stoliczkanus oder Colias thrasibulus. Die Exkursion vom Basislager aus dem Bach entlang führt in Höhenlagen um 5000m. Ruedi wird fündig, wenigstens was Colias stoliczkana betrifft. Und Hanspeter bringt eine weitere, bisher vermisste Art: Hesperia comma. Abends, wie könnte es anders sein, zieht ein kräftiges Gewitter auf.
Eine Art interessiert mich besonders: Pieris deota! Diese Schönheitskönigin der Pieris-Arten fliegt zwar im Frühling, aber 1995 hatten wir in Unmengen Raupen gefunden, dieses Jahr trotz reichlicher Futterpflanzen keine. Ich erinnerte mich, 1995 in Lato eine fliegende Pieris deota gesehen zu haben, also bat ich auf der Heimfahrt um einen einstündigen Halt in Lato: Eine Stunde Suche, die Raupenfutterpflanze war da, aber ich fand keine Raupen. 
Ein letzter Tag in Leh: Souvenirs kaufen, Postkarten an die Daheimgebliebenen (warum auch immer zu kurz vor der Heimreise?), Rückflug bestätigen, Hotel in New-Dehli buchen. Die Zeit rast dahin und die schönsten Ferien neigen sich dem Ende zu.
Vorbereitung der Abreise. Letzte Fotos frisch geschlüpfter Aglais ladakensis. Ein weisses Weibchen von Colias erate zur Eiablage eingefangen. Die Eiablage gelingt sofort an gelb blühender Luzerne (Medicago sp.), das Tier wird wieder in die Freiheit entlassen. Abends Hagelgewitter.
Die Ausfuhr von Pflanzen und Tieren aus Indien ist strikt untersagt, und vor dem Einstieg wird genauestens kontrolliert. Meine Pieris-deota-Raupen werden entdeckt! 'What's that?' fragt ein streng dreinblickender Beamter. 'My food!' Die Antwort schien zu passen: Die Raupen konnten als Handgepäck passieren. Der Flug von Leh nach Delhi geht immer frühmorgens und wird meist mehrfach geführt. Wir landen pünktlich frühmorgens in Delhi. Wir leisten uns den Luxus und quartieren uns in einem noblen Schuppen ein, klimatisiert, mit Bad, Bett und Restaurant. Um 02.00 startet der Heimflug in die Schweiz.